Burundi – Ntembe

Geographische Lage, Bedrohung durch Wassermangel

Die Gemeinde Ntembe ist eine Unter-Gemeinde der Gemeinde Kiri in der Provinz Kirundo, im extremen Norden von Burundi, ganz nahe der Staatsgrenze mit Rwanda.

Wie im ganzen Norden Burundis wird die Gemeinschaft von Ntembe beeinträchtigt von dem sich wiederholenden Wassermangel, der die Bevölkerung trifft, die nur dank der Landwirtschaft überlebt. Dies hat die Verwundbarkeit der Haushalte erhöht, gefolgt von einer immer grösser werdenden Unterernährung der Kinder; die Statistiken von 2017 zeigen eine Quote von 65% von chronischer Unterernährung bei den Kindern, die unter fünf Jahre alt sind. Ausserdem ist Kirundo anerkannt als die Provinz, die am schwersten unter der akuten Unterernährung leidet; in Ntembe liegt die Unterernährung über der Notfallstufe von 2%. In diesen kritischen Phasen müssen die Familien ihr Hab und Gut verkaufen, müssen in weniger dürre Provinzen oder in Nachbarstaaten fliehen, um dem sicheren Tod zu entkommen.

Lebensbedingungen und Existenzgrundlagen

Die Haushalte leben von der Landwirtschaft und der Zucht von Kleintieren. Die durchschnittlich zur Verfügung stehende Fläche/Familie beträgt etwa 60x100m, und der wesentliche Anbau besteht aus Mais, Bohnen, Reis und Sorgho. Bezüglich der Zucht der Tiere sinkt die Anzahl der überlebenden Tiere immer mehr. Im April 2017 zählte man etwa 50 Kühe, 150 Ziegen, 12 Schafe und 10 Schweine. Allerdings hat die Region einen schweren Wassermangel erleben müssen, und die wiederkehrenden länger dauernden Dürrperioden haben die Verwundbarkeit dieser ländlichen Gemeinschaft erhöht. Zurzeit überleben die meisten Haushalte nur dank der landwirtschaftlichen Betriebe in den Sumpflöchern im Tal vom Kanyaru Bach.

Die Unter-Gemeinde Ntembe hat weder Elektrizität noch fliessendes Wasser und es existiert kein organisierter Marktplatz. Die Einwohner entnehmen ihr Wasser den nicht geschützten (sauberen) Quellen und dem Akanyaru Bach. Der am nächsten liegende Marktplatz ist in der 20km entfernten Distrikthauptstadt der Gemeinde Bugabira und man geht dorthin zu Fuss, mit der Ware auf dem Kopf, selten mit dem Rad oder Motorrad. Die auf dem Marktplatz am häufigsten verkauften Lebensmittel sind; Reis, Mais, Mehlbananen, Süsskartoffeln, Sorgho, Bohnen und Maniok.

Zugang zur Gesundheitsversorgung

Die Unter-Gemeinde Ntembe hat kein Ambulatorium. Die Einwohner müssen 7 bis 11 Kilometer zu Fuss zurücklegen, um die nächste öffentliche Gesundheitseinrichtung zu erreichen, oder 42 Kilometer, um zum nächsten Spital zu kommen. Das medizinische Personal in dieser Gesundheitseinrichtung ist so beschränkt, dass die Patienten stundenlang warten müssen, um vom Krankenpfleger oder vom Arzt untersucht zu werden. Das Wohnen in Ntembe ist sehr prekär, denn mehr als 50% der Einwohner wohnen in kleinen Häusern aus gestampfter Erde, mit Strohdach, nur 15% in solide gebauten Häusern mit Mauern aus Zement und Pflaster mit Blechdächern.

Bildungsbereich

Es gibt nur eine Grundschule in der Unter-Gemeinde Ntembe für 288 Schüler, davon 166 Jungen und 122 Mädchen, in nur 4 Klassenzimmern, das heisst 72 Schüler pro Klasse. Der Standard wäre 40 bis 50 Kinder pro Klasse. Nach der 4ten Schulklasse müssen die Kinder grosse Distanzen zurücklegen, um ihre Ausbildung in einer anderen Schule weit von ihrer Gemeinschaft weiterzuführen. Die Bildung in dieser Gemeinschaft ist gekennzeichnet durch ihre sehr tiefe Leistungsrate (im Juli 2017 gab es eine durchschnittliche Erfolgsquote von 70.6%), eine steigende Abbrecherquote von 11% bis 16% und einen ernsthaften Mangel an Lehrmitteln.

Die Schwerpunkte des Projektes von fh Schweiz

1. Situation im Bereich der Lebensgrundlagen

  • Mangel an landwirtschaftlichen Erträgen und mangelnde Kenntnisse über die modernen Praktiken der Landwirtschaft.
  • Mangel an Zuchttieren (Kühe, Schweine und Ziegen).
  • Sehr begrenzter Zugang zu Gesundheitsversorgung und Einsatz von traditionellen Medizinmännern.
  • Kaum Zugang zu sauberem Trinkwasser.

       Konsequenzen:

  • Schwache landwirtschaftliche Produktion und eine immer grösser werdende Quote von Unterernährung bei den Kindern.
  • Mangel an organischem Dünger und fast nicht vorhandene andere Einnahmequellen.
  • Eine hohe Quote an Kinder- und Müttersterblichkeit.
  • Viele Krankheiten, insbesondere eine hohe Quote von Durchfallerkrankungen

2. Situation im Bereich der Bildung

  • Mangel an Schulmaterial (für die Lehrer sowie für die Schüler) und Mangel an Unterstützung für die Lehrkräfte.
  • Sehr begrenzter Zugang zu Bildung nach der 4ten Grundschulklasse wegen nicht vorhandener Mittel- und Oberstufe

       Konsequenzen:

  • Die Qualität der Lehrkräfte ist nicht ausgeglichen und die Erfolgsquote der Schüler ist sehr schwach (62%-70%)
  • Steigende Abbrecherquote der Schüler mitten im Schulzyklus (in 2017 ein Durchschnitt von 16%).

Deswegen wird in einem ersten Einsatzjahr das Thema «Nahrungsmittelsicherheit und Verbesserung der Lebensgrundlagen» vorrangig sein. Es wird auf die Verbesserung der landwirtschaftlichen Produktion ausgerichtet sein, durch ausgewählte Samen, die Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit dank Zugang zu Stalldünger und Kompost und Akzeptanz von agroökologische Praktiken mit Kursen. Die Einführung von Hausgärten wird den Ernährungszustand der Haushalte aufbessern, ganz besonders für die Kinder unter 5 Jahren durch den neuen, regelmässigen Konsum von Gemüse. Die Förderung von gemeinschaftlichen Gruppen für Kredite und Ersparnisse sowie die Finanzierung der Teilprojekte werden die Einnahmen der Haushalte steigern.

In Bezug auf die Folgejahre wird sich der Einsatz der Unterstützung und Verbesserung der Leistungen der Schüler der Grundschule von Ntembe widmen, über den Bau von Schulzimmern und Lieferung von Schulmaterial an die Schüler sowie an die Lehrer. Die Zahlung der Gesundheitsgemeinschaftskarten, die Besorgung der Schuluniformen sowie die Unterstützung für den Bau von Unterkünften für die allerärmsten Familien werden zusätzlich programmierte Aktivitäten während der Folgejahre sein. Schlussendlich wird die Verbesserung der Hygiene und der sanitären Bedingungen durch die Einführung von Handwaschstationen erreicht.