Bericht von Burkhard Varnholt, Gründer und Leiter der Organisation „Kids of Africa“
Liebe Hornerinnen und Horner, mit Eurer Unterstützung habt Ihr den Grundstein zu einem strahlenden Projekt gelegt. Es steht unter einem sehr guten Stern. Ich bin überzeugt, dass Eure Unterstützung nicht nur heute, sondern für Jahre viel Gutes tun wird. Für Menschen vor Ort, für eine nachhaltigere Entwicklung einer prekären Region, für unseren Planeten. Dafür werde ich Euch immer dankbar sein. Dafür – das haben mich unsere Schützlinge sehr gebeten – soll ich allen Spenderinnen, Spendern und unsichtbaren Freunden grossen Dank senden. You mean the world!
Noch im Sommer des Jahres 2020 hatten wir zum Ziel, den Kindern, die im Kinderdorf von Kids of Africa aufwachsen, nach der Schule einen Arbeitsplatz auf der Forstfarm zu bieten und ihnen dadurch eine sichere Zukunft zu ermöglichen. Gleichzeitig sollte die Forstfarm mit Herberge Kids of Africa eine gewisse finanzielle Selbständigkeit bieten. Aber…..
- Corona hat Uganda hart getroffen und wird das Leben in dieser Region noch lange bestimmen, dazu kam die angespannte Lage wegen der Präsidenten-Wahl
- Der Tourismus ist völlig eingebrochen und wird dies wahrscheinlich auf Jahre hinaus bleiben
- In dieser Situation machte die Weiterführung der Bau-Projekte leider keinen Sinn mehr, Kids of Africa hat die Mittel mit Einverständnis des Komitees Dorfprojekt Horn deshalb auf die Schaffung und Betreuung von Ausbildungsstellen und -Stipendien in Bereichen Forstarbeit, Näherei, Schreinern, Mechanik, Sanitär eingesetzt. Die bestehenden Hospitality-Gebäude konnten mit einfachen Massnahmen in diesem Sinne umgenutzt werden.
So setzen wir für das Projekt in Buhweju 3 Schwerpunkte:
- Aufforstung und Waldwirtschaft
- Lernen zu arbeiten. arbeiten, um zu lernen
- «Kein Mensch ist eine Insel» – Nachhaltige, gesellschaftliche Entwicklung
1. Aufforstung
Buhweju gehört zum südwestlichen Hügelland Ugandas. Unsere Aufforstung umfasst gegenwärtig zwei Hügel mit steil, fast senkrecht abfallenden Hängen, auf 2’400m. Es ist eigentlich eine fruchtbare Gegend. Sie liegt auf dem Äquator, das Klima ist gut und die Hügel bilden eine Art «Vor-Alpen»-Gebiet. Sie liegen gewissermassen am Eingang zum Rift Valley mit seinen grossartigen Gletscherbergen Mount Margharita (5’400m), Mount Stanley (5’200m).
Doch die sozioökonomische Entwicklung hat der Region in den letzten Jahren viel Kahlschlag gebracht. Die Bevölkerung wuchs rasch, das Verständnis für eine nachhaltige Landwirtschaft jedoch nicht. Waldverlust, Boden-Erosion, Armut und schwache, gesellschaftliche Institutionen bilden akute Herausforderungen. Besonders die Hügelketten sind ökologisch prekär, weil ein tropischer Starkregen hier rasch grosse Erdrutsche auslösen kann. Auf einer solch prekären Hügelkette entsteht das von Euch unterstützte Projekt. Zwar ist die Herausforderung gross, doch umgekehrt kann jeder investierte Shilling hier doppelt viel bewirken. Das hat uns von Anfang an gereizt. Auch, weil wir mit erfahrenen, gut vernetzten Personen zusammenarbeiten.
Seit der Lockerung von Ugandas Lockdowns haben wir schrittweise in Buhweju unsere älteren Schützlinge angesiedelt. Heute leben 12 Jugendliche und jeweils zwei Erwachsene aus dem Kids of Africa Dorf in unserer selbsterbauten Hügelsiedlung. Unsere beiden «National Directors», Tage und Dorte Budolfsen haben gerade einen Monat mit ihnen dort verbracht, auch um das Projekt in Gemeinde, District und Verwaltung adäquat zu verankern.
Zu den täglichen Arbeiten der jungen Erwachsenen zählt unter anderem die Aufforstung der Hügel, sowohl mit schnellwachsenden Pflanzen – Eukalyptus, Pinien, aber auch Tee, sowie mit indigenen Regenwaldpflanzen und Obst- und Gemüse-Plantagen. Diese Aufforstung führen wir mit dem regionalen Forst-Verantwortlichen der Region gemeinsam durch. Eine wertvolle Kollaboration. Aus Erfahrung legen wir viel Wert auf gute «public-private partnerships».
Am Pfingstwochenende sind zwei Volontäre gemeinsam mit weiteren Jugendlichen zu dem motivierten Team gestossen, und im August hat sich eine Klasse deutscher Studenten der Technischen Universität München ebenfalls für einen fünfwöchigen Einsatz angemeldet. Doch in erster Linie entstehen in Buhweju vielfältige Impulse, welche einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der lokalen Gesellschaft leisten. Bei der Aufforstung schaffen wir Arbeitsplätze und vermitteln mit Unterstützung des Forst-Verantwortlichen wertvolles Wissen über Forst und Farm. Beides hilft gegen Armut, heute und nachhaltig und ermöglicht Familien, ihre Kinder in die Schule zu schicken.
Zu den dringendsten Herausforderungen, die wir dank Eurer Unterstützung in den letzten Monaten überwinden konnten, zählen die folgenden:
• Regenwasser-Zisternen und Werkzeug-Schuppen für circa 20’000 Liter Wasser
• Diverse Wasserleitungen
• Eine kleine Solarstrom-Anlage
• Ausbesserung sanitärer Anlagen
• Matratzen Vorhänge, Bettwäsche, Metall-Kisten für persönliche Utensilien für circa 20 Personen
• Küchen-Utensilien
• Werkzeug
• Circa 200 Setzlinge (Eukalyptus, Mango und Avocado-Bäume, Passionsfrucht-Bäume, indigene Hartholz-Bäume)
2. Lernen zu arbeiten, arbeiten um zu lernen
In Buhweju entsteht aktuell mehr als nur eine Aufforstung. Viele unserer Jugendlichen möchten gerne hier Zeit verbringen, leben, lernen – auch als willkommene Abwechslung nach einem Jahr Quarantäne. Bei meinem letzten Besuch brachte ich vier funktionstüchtige Nähmaschinen mit, welche in Buhweju täglich intensiv genutzt werden. Die meisten jungen Afrikaner/innen interessieren sich für Mode. So können sie dank der drei Arbeitsplätze nun lernen zu nähen, Farben und Textilien kreativ zu kombinieren und schliesslich ihre Produkte am lokalen Markt zu verkaufen. Durch diesen Prozess entstehen täglich wertvolle Kontakte und Verbindungen. Afrika ist voll von gebrauchten Textilien aus Europa und den USA. Doch erst durch das geschickte Recycling werden diese alten Kleider auch in afrikanischen Augen wirklich attraktiv. Genau diese Wertschöpfung erlernen hier junge Menschen – und setzen damit ein Beispiel, dem andere folgen. Dank Eurer Spende konnten wir in den letzten Monaten Lehrplätze für ein gutes Dutzend junger Menschen schaffen, Material kaufen und auch zwei Handarbeitslehrer engagieren.
3. «Kein Mensch ist eine Insel» – Nachhaltige, gesellschaftliche Entwicklung
Ich wünschte, ich könnte Euch einen Eindruck vermitteln von der grossen Neugierde, welche das Buhweju-Projekt in den benachbarten Siedlungen ausgelöst hat. Obwohl der Weg aus den Siedlungen (die typischerweise im Tal liegen) zu uns auf den Hügel einen beschwerlichen Fussmarsch von 30 bis 90 Minuten bedeutet, kommen täglich zahlreiche Besucher zu uns. Was sie bei uns sehen und erfahren, ist einfach:
- Das Verständnis für nachhaltige Land- und Forstwirtschaft
- Handwerkliche Lehrstellen, wie sie bislang unbekannt waren
- Wie Gutes entstehen kann, wenn Menschen mit guter Planung und Voraussicht zusammenarbeiten.
Das ist mehr als Geld kaufen kann. Es hat mit dem «Spirit» von Kids of Africa, genauer gesagt, mit
Erfahrung und einem Fokus auf nachhaltiger Entwicklung im Kleinen zu tun.